
#64 - Basisches Bad und Epsom Salz – Sinnvoll oder überbewertet?
Ask the Coach #64
Frage: „Ich verwende seit Jahren das von dir empfohlene Epsom Salz zum Baden und bin sehr zufrieden mit der Wirkung auf Regeneration und Schlaf. Kürzlich bin ich auf ein spezielles Basenbad aufmerksam geworden, das das Badewasser basischer machen soll. Es wird damit beworben, Entsäuerung, Entgiftung und Entschlackung zu unterstützen. Macht es Sinn, ein solches Basenbad zusätzlich zu verwenden oder reicht Epsom Salz allein aus?“
Antwort: Vielen Dank für deine Frage. Sie berührt mehrere Begriffe, die in der Gesundheitswelt sehr populär, jedoch oft unpräzise verwendet werden.
Deshalb möchte ich diese kurz und klar einordnen:
Was bedeutet Entsäuerung – und ist sie möglich?
Der menschliche Körper hält seinen Säure-Basen-Haushalt extrem konstant.
Reguliert wird dieser vor allem über die Atmung, die Nieren und Puffersysteme im Blut.
Selbst bei hoher Belastung oder unausgewogener Ernährung bleibt der Blut-pH-Wert stabil.
Eine echte Übersäuerung („Azidose“) tritt nur bei schweren Erkrankungen auf – z. B. bei Nierenversagen oder einer entgleisten Diabetes-Erkrankung.
Im Alltag „entsäuert“ sich der Körper nicht über äußere Anwendungen wie Bäder – und braucht das auch nicht.
Kurz gesagt:
Eine Entsäuerung über ein basisches Bad ist nicht möglich.
Ebenfalls hat der Ph Wert des Urins keine Korrelation mit dem Ph Wert des Bluts oder Zellen. Ein Missverständnis, das sicherlich die Grundlage des grundsätzlichen Missverständnisses des menschlichen Säure-Basen-Haushalts ist.
Mehr Hintergrund dazu findest du in meinem YPSI Online Modul B, im Kapitel zum Säure-Basen-Haushalt.
Was passiert bei Entgiftung?
Entgiftung ist ein permanenter physiologischer Prozess:
- In der Leber werden Schadstoffe verändert (Biotransformation) und wasserlöslich gemacht.
- Anschließend werden diese Substanzen primär über Darm, Niere, Haut und Lunge ausgeschieden.
Dieser Prozess ist hochkomplex und wird vor allem durch Ernährung, Organfunktion und Lebensstil beeinflusst – nicht durch den pH-Wert des Badewassers.
Kurz gesagt:
Entgiftung kann durch ein Bad nicht relevant gesteigert werden.
Und was ist „Entschlackung“?
Der Begriff „Schlacke“ stammt ursprünglich aus der Metallverarbeitung.
In der Medizin, Biologie und Biochemie gibt es keine klare Definition von „Schlacken“ im Körper.
Was häufig als „Schlacken“ bezeichnet wird, sind Stoffwechselendprodukte – und diese werden auf natürlichem Weg regelmäßig über Leber, Niere und Darm ausgeschieden.
Kurz gesagt:
Eine gezielte „Entschlackung“ über ein Bad gibt es nicht.
Fazit
Basische Bäder können sich angenehm anfühlen – ähnlich wie jedes warme Bad.
Einen spezifischen gesundheitlichen Vorteil durch die Basizität sehe ich jedoch weder wissenschaftlich noch in der praktischen Erfahrung.
Ein heißes Bad allein fördert bereits Entspannung, Durchblutung und Wohlbefinden – unabhängig vom pH-Wert des Wassers.
Deshalb empfehle ich basische Bäder grundsätzlich nicht.
Wenn du Epsom Salz Bäder nutzt und damit gute Erfahrungen machst, ist das aus meiner Sicht eine deutlich sinnvollere Option, wenn es um Entspannung und Erholung geht.
„Ask the Coach“ ist die Kolumne in der Wolfgang Unsöld Eure Fragen zu Training & Ernährung beantwortet. Das gleichnamige Buch ist im Riva Verlag erschienen und direkt hier erhältlich.