Ist Rapsöl gesund oder nicht? Eine umfassende Analyse

Ist Rapsöl gesund oder nicht? Eine umfassende Analyse

 

Rapsöl gehört zu den am häufigsten verwendeten Speiseölen weltweit.

Die Frage, ob es aus gesundheitlicher Sicht empfehlenswert ist, wird jedoch kontrovers diskutiert.

In diesem Artikel beleuchte ich die häufigsten Kritikpunkte an Rapsöl, vergleichen kaltgepresstes und raffiniertes Rapsöl hinsichtlich ihrer Verarbeitung und Zusammensetzung und ordnen das Fettsäuremuster im Vergleich zu anderen gängigen Ölen ein.

 

Häufige Kritikpunkte an Rapsöl

Verarbeitungsprozess
Raffiniertes Rapsöl durchläuft mehrere Verarbeitungsschritte wie Entschleimen, Entsäuern, Bleichen und Desodorieren. Dabei können empfindliche Inhaltsstoffe reduziert werden. Bei schonender Verarbeitung werden jedoch Rückstände weitgehend entfernt und gesetzliche Grenzwerte eingehalten.

Omega-6-Fettsäuren
Rapsöl enthält sowohl Omega-6- als auch Omega-3-Fettsäuren. Einseitig hohe Zufuhr von Omega-6-Fettsäuren kann das Verhältnis dieser beiden Fettsäuren im Körper verschieben. Eine ausgewogene Aufnahme trägt zur normalen Funktion verschiedener Stoffwechselprozesse bei.

Erucasäure
Frühere Rapsöl-Varianten enthielten hohe Mengen an Erucasäure. Moderne, sogenannte „00-Rapssorten“ sind so gezüchtet, dass sie nur noch sehr geringe Mengen enthalten und den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.

 

Raffiniert vs. kaltgepresst – ein Vergleich

Raffiniertes Rapsöl
Vorteile:
– Hohe Hitzebeständigkeit, daher gut geeignet zum Braten und Frittieren
– Neutraler Geschmack, vielseitig in der Küche einsetzbar

Nachteile:
– Teilweiser Verlust hitzeempfindlicher Nährstoffe im Verarbeitungsprozess
– Technisch aufwendige Herstellung mit hohem Verarbeitungsgrad

Kaltgepresstes Rapsöl
Vorteile:
– Enthält natürliche Begleitstoffe wie Vitamin E und sekundäre Pflanzenstoffe
– Wird ohne chemische Lösungsmittel gewonnen
– Erhalt von natürlichem Geschmack und Farbe

Nachteile:
– Weniger hitzestabil, daher nicht ideal für hohe Temperaturen
– Intensiver Eigengeschmack, der nicht zu allen Gerichten passt

 

Was bedeutet „Raffination“ konkret?

Die Raffination von Ölen erfolgt, um unerwünschte Stoffe zu entfernen, die Haltbarkeit zu verbessern und Geruch sowie Geschmack zu neutralisieren.

Dabei kommen hohe Temperaturen und teils auch Lösungsmittel zum Einsatz.

In der EU gelten für alle Produktionsschritte strenge gesetzliche Vorschriften – auch hinsichtlich möglicher Rückstände.

 

Kaltpressung – schonende Gewinnung mit natürlichem Nährstoffprofil

Beim Kaltpressen werden die Rapssamen mechanisch unter möglichst niedrigen Temperaturen gepresst.

Chemische Hilfsstoffe kommen nicht zum Einsatz.

Dadurch bleiben natürliche Bestandteile wie Tocopherole (Vitamin E) und Phytosterine weitgehend erhalten. 

Das Öl ist naturbelassener, dafür aber weniger hitzestabil.

 

Fettsäuremuster im Vergleich

Die Zusammensetzung von einfach ungesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren beeinflusst den ernährungsphysiologischen Wert eines Speiseöls.

Einfach ungesättigte Fettsäuren gelten als stabil und werden häufig im Zusammenhang mit einer ausgewogenen Ernährung empfohlen.

Hier ein Vergleich typischer Fettsäureverhältnisse verschiedener Öle:

  • Rapsöl: Verhältnis einfach zu mehrfach ungesättigt ca. 2:1

  • Maiskeimöl: ca. 1:4

  • Sojaöl: ca. 1:2

  • Olivenöl: ca. 10:1

Öle mit einem höheren Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren, wie Raps- oder Olivenöl, sind besonders oxidationsstabil und vielseitig einsetzbar.

 

Omega-6-zu-Omega-3-Verhältnis im Überblick

Auch das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren spielt eine Rolle bei der Beurteilung eines Öls.

Beide Fettsäuren sind essenziell und müssen über die Nahrung aufgenommen werden.

Hier typische Verhältnisse:

  • Rapsöl: ca. 2:1

  • Sojaöl: ca. 7:1

  • Maiskeimöl: ca. 57:1

  • Olivenöl: ca. 12:1

Rapsöl zeichnet sich durch ein günstiges Verhältnis aus, da es im Vergleich relativ viel Alpha-Linolensäure (eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure) enthält.

Eine ausgewogene Versorgung mit diesen Fettsäuren trägt zur normalen Funktion des Herz-Kreislauf-Systems und des Immunsystems bei.

 

Fazit: Gibt es das „gesündeste“ Öl?

Welches Öl sich am besten eignet, hängt von mehreren Faktoren ab – darunter die Fettsäurezusammensetzung, die Art der Verarbeitung, der Verwendungszweck in der Küche sowie persönliche Vorlieben.

Statt sich auf ein einzelnes „optimales“ Öl zu fokussieren, empfiehlt es sich, verschiedene hochwertige Öle bewusst und gezielt einzusetzen – abhängig davon, ob sie zum Braten, Dünsten oder für kalte Speisen verwendet werden.

 

Empfehlung

Kaltgepresstes Rapsöl bietet ein vorteilhaftes Fettsäureprofil, natürliche Begleitstoffe und eine gute Alltagstauglichkeit – vor allem bei niedrigen bis mittleren Temperaturen.

Im Vergleich mit anderen pflanzlichen Ölen sowie raffiniertem Rapsöl bietet es viele ernährungsphysiologische Vorteile, wenn es gezielt und im Rahmen einer abwechslungsreichen Ernährung verwendet wird.

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