Im Januar 2015 habe ich bei der Hawaii Strength Clinic einer Konferenz der University of Hawaii in Honolulu einen Vortrag und einen Workshop zum Thema „Strengthtraining for Grappling Athletes“ gehalten habe. Bei der selben Konferenz gab Ed Coan ein Vortrag zum Thema „Mastering the Art & Science of Powerlifting“ gegeben.
In den 4 Tagen der Konferenz hab ich einiges an Zeit mit Ed verbracht, einige Mahlzeiten gegessen und einige sehr interessante Unterhaltungen zu Krafttraining geführt. Ed ist eine der freundlichsten, zuvorkommendsten und offensten Personen, die ich in die dieser Branche jemals getroffen habe. Jeder, der die Chance hat Ihn persönlich zu treffen und seine Ansichten zu Krafttraining zu hören, sollte diese direkt wahrnehmen.
Darüberhinaus ist eine der Koryphäen und der Pioniere des Powerlifting. Er ist 12 maliger Weltmeister, hat über 70 Weltrekorde aufgestellt und öfter über 1000lbs/454kg gebeugt als Jeder andere Powerlifter in der Geschichte.
Neben vielen kleineren und größeren Dinge, die ich von ihm aufgeschnappt habe, hier 8 Perlen:
1. Es gibt viele Wege Kniebeugen zu machen. Einige sind schlecht. Keine ist die beste.
Primär gibt es zwe Kniebeugen-Techniken. Die Powerkniebeuge und die olympische Kniebeuge. Der große Unterschied liegt darin, dass man die erstere initiiert indem man die Hüfte nach hinten schiebt und bei der anderen werden stattdessen die Knie nach vorn geschoben. Beides hat seine Vorteile. Eine detaillierte Beschreibung beider Variante und ihrer Ausführung befindest sich auch in meinem Buch „Die perfekte Kniebeuge„.
Ed bevorzugt die Powerkniebeuge während der 12-wöchigen Vorbereitung auf einen Wettkampf, weil sie ihm erlaubt deutlich schwerere Gewichte zu bewegen, was in seinem Sport – Powerlifting/Kraftdreikampf – entscheidend ist.
Ausserhalb dieser 12-wöchigen Vorbereitung bevorzugt die olympische Kniebeuge, weil mehr Mobilität und muskuläre Balance notwendig sind, was sich besser und nachhaltiger auf die athletische Leistung überträgt. Sowie weil sie wie er sagt immer seine „schwächere“ Kniebeuge war. Bei Sätzen von 12 Wiederholungen mit über 300kg ist „schwach“ natürlich relativ.
2. Wissen, das nicht angewendet wird, ist wertlos.
So einfach wie das: Wenn du 20 Stunden pro Woche damit verbringst Bücher über Training zu lesen, aber nicht ins Gym gehst, um das gelernte anzuwenden, waren das 20 verschwendete Stunden. Dasselbe gilt für Seminare. Lerne etwas und wende es anschließend in der realen Welt an.
Resultate in der realen Welt ist alles was zählt. Du willst mehr über Krafttraining lernen, verbring mehr Zeit im Gym.
3. Werde stark/stärker.
Kraft ist die Mutter aller Qualitäten. Du denkst du bist stark? Ed Coan macht sitzendes Nackendrücken mit 185kg, vorgebeugtesLH Rudern mit 260kg und breite, pronierte Klimmzüge als dritte Übung seines Rückentrainings mit 105kg Körpergewicht plus 90kg Zusatzgewicht für 5 Wiederholungen.
Du denkst du bist stark? Du bist es nicht. Werde stärker.
4. “Don’t drink the Kool-Aid”.
Das Internet ist das beste und schlimmste was dem Krafttraining jemals passiert ist. Das beste weil zu keinem Zeitunkt in der Geschichte jemand auf der Welt Zugang zu so viel Informationen hatte um stärker zu werden. Und zur selben Zeit gab es in der Geschichte keinen Punkt wie jetzt an dem Informationen von Jungs so verwässert waren, die ihre Annahmen online schreiben, sprechen und publizieren können und dabei auch noch Anhänger haben, die ihnen alle Annahmen glauben, und vergebens versuchen stärker zu werden.
In den meisten Fällen tun sie es nicht. Warum? Weil es 18jährigen Fahrlehrern an Erfahrung, Wissen und Resultaten fehlt. Du willst stärker werden, dann hör auf Leute die konstant Resultate produzieren. Konstant. Nicht nur zwei Mal. .
Ed ist der meist dekorierte Kraftdreikämpfer aller Zeiten. Mit Wettkampfbestleistungen von 1019lbs/464kg in der Kniebeuge, 901lbs/409kg im Kreuzheben und 584lbs/265kg beim Bankdrücken. Und er half tausenden ihre Lifts zu verbessern.
Du willst besser werden? Frag Dich auf wen du hörst. Und höre denjenigen zu, die konstant unter Beweis stellen, Resultate produzieren zu können.
5. Wähle Übungen basierend darauf, worin du schwach bist.
Jeder mag es Übungen auszuführen, in denen er gut ist. Diese Übungen sind aber nicht deine Schwachstellen, es sind nicht die Übungen die dich besser machen. Dein Schrägbankdrücken oder dein Nackendrücken hängen hinterher. Wähle diese statt Flachbankdrücken, um diese Übungen zu stärken und damit auch dein Flachbankdrücken.
Ed ist wie viele andere erfolgreiche Trainer im Krafttraining davon überzeigt, dass “das schwächste Glied zu stärken, die ganze Kette stärker macht“.
6. Wenn du LH Nackendrücken machen kannst, hast du gesunde Schultern.
Wenige Coaches mögen das Nackendrücken wegen seiner potentiellen Gefahren. Ed ist ein großer Fan des Nackendrücken, weil es weitaus mehr Vorteile als Gefahren bietet. Wenn du nicht mindest die leere Langehantel Überkopf drücken kannst, vom Trapezius startend, hast du keine gesunden Schultern. Optimier deine Mobilität. Und starte Nackendrücken mit der leeren Hantel. Arbeite dich hoch. All deine Oberkörperübungen werden sich damit steigern.
7. Sei konstant. Sei hartnäckig.
Ed fing mit Kraftdreikampf im Jahre 1980 an. Im selben Jahr hat er seinen ersten Wettkampf bestritten und ein PR von 484lbs/220kg aufgestellt. 1999 hat er das erste Mal 1000lbs/454kg gebeugt. Es dauerte 19 Jahre um seine Kniebeuge um 234kg zu erhöhen.
Das ist Hartnäckigkeit. Und Konstanz.
8. Niemand wird stark wenn er ständig nur Hühnchen und Salat isst.
Der Punkt ist simpel: Übertreib es nicht mit dem “sauberen Essen”. Iss so viele Kohlenhydrate, wie du verdient hast. Wenn dein Kohlenhydratkonsum nicht deinem Bedarf entspricht, wirst du keinen Fortschritt machen. Zu gewissen Zeiten ist es entscheidend Zucker zu essen. Ja, Zucker ist nicht Paleo. 200kg Bankdrücken ist auch nicht Paleo. Stelle dein Essenauf deinen Status und deine Ziele ein. Wenn du dich für Kohlenhydrate entscheidest, wähle solche wie Süßkartoffel-Pommes, glutenfreie Pasta, Kartoffelnpüree, Buchweizen Pfannkuchen mit echtem Maple Sirup, hochqualitativer Schokolade und gute Eiscreme.
Viel Erfolg bei der Umsetzung dieser Perlen!
Hier auch noch ein Review von Ed Coan’s Buch „Coan: The Man. The Myth. The Legend“
Bild: Wolfgang mit Ed beim Frühstück am Waikiki Beach in Honolulu, Hawai im Januar 2015.