3 Dinge, die ich von Yves Nadeau gelernt habe

3 Dinge, die ich von Yves Nadeau gelernt habe

Ein Rückblick auf eine prägende Begegnung und die wichtigsten Prinzipien eines außergewöhnlichen Coaches.

Vor über 2 Jahren ist einer der einflussreichsten Menschen meiner beruflichen Laufbahn verstorben: Yves Nadeau.

Yves hat nicht nur meine Karriere maßgeblich geprägt – er war über drei Jahrzehnte hinweg einer der bedeutendsten Köpfe im internationalen Shorttrack-Speedskating.

Als erfolgreichster Shorttrack-Coach aller Zeiten gewannen seine Athleten mehr als 200 Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.

Der Höhepunkt: die Olympischen Spiele 1994, bei denen seine Athleten  14 von 21 möglichen Medaillen errangen.

Zwölf Jahre lang war er Nationaltrainer Kanadas, später bekleidete er dieselbe Position in Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien.

 

Wie alles begann

Ich habe Yves 2010 persönlich kennengelernt – während der Aschewolke des isländischen Vulkans, die damals den gesamten Flugverkehr lahmlegte.

Wir beide hatten einige Tage im Eleiko-Hauptquartier in Halmstad (Schweden) verbracht und mussten nun per Zug nach Deutschland weiterreisen.

Während dieser langen Zugfahrt und einem gemeinsamen Mittagessen in einem kleinen Thai-Restaurant unweit des Hauptbahnhofs von Kopenhagen, kamen wir ins Gespräch.

Wenige Wochen später war er es, der mir meine erste Position als Strength & Conditioning Coach der ungarischen Shorttrack-Nationalmannschaft vermittelte.

Er machte mir gleichzeitig ebenfalls einen Job als Coach und Presenter bei Shorttrack Entwicklungscamps der ISU in Mittel- und Osteuropa möglich. 

Über mehrere Jahre war ich dort regelmäßig im Einsatz. Über 10 Camps insgesamt.

Yves war der Kopf dieser Camps. Wir verbrachten viel Zeit miteinander – auf dem Eis, in Besprechungen, in Seminarräumen und bei Dutzenden gemeinsamer Mahlzeiten.

Und: Er war einer der besten Menschen, mit denen man essen gehen konnte – immer mit einer guten Geschichte im Gepäck, mitreißendem Humor, durchdachten Ratschlägen und Feedback, das ehrlich und von Herzen kam. Dazu kam sein echtes Interesse, immer mehr zu verstehen – auch über Krafttraining, Supplements und Ernährung.

Yves war klar und direkt. Seine Kritik war nie verletzend, sondern stets unterstützend. Eine Eigenschaft, die ihn für viele zum Vorbild machte – und für mich zu einem prägenden Mentor.

Drei zentrale Dinge, die mir Yves über die Jahre hinweg mitgegeben hat, sind:


1. Gewinnen ist nicht alles – es ist das Einzige.

Yves war kein Freund von Mittelmaß.

Für ihn bedeutete Coaching nicht bloß Betreuung, sondern Zielstrebigkeit, Effektivität und Verantwortung gegenüber dem Potenzial eines Athleten.

Leistung ist messbar – und Erfolg war für ihn kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter, überlegter und harter Arbeit. 

Diese Klarheit im Denken und Handeln hat mich früh tief beeindruckt und angesprochen.

"Winning is not everything. Its the only thing."

 

2. Wiederhole dich. Wiederhole dich. Wiederhole dich.

Im Coaching geht es nicht darum, ständig Neues zu sagen – sondern darum, das Richtige so oft zu wiederholen, bis es sitzt.

Yves war ein Meister darin, einfache Botschaften mit Nachdruck und vor allem Geduld zu vermitteln. 

Wiederholung ist der Schlüssel zur Automatisierung, gerade bei motorischen Abläufen.

Für ihn war es keine Schwäche, sich zu wiederholen – sondern eine Tugend.

Für war es die Essenz von gutem Coaching.

"The three most important aspects of coaching are: Repetition. Repetition. Repetition."

 

3. Niemand interessiert sich dafür, wie viel du weißt – bis sie wissen, wie sehr du dich für sie interessiert.

Fachwissen allein reicht nicht.

Athleten spüren sehr genau, ob ein Trainer wirklich investiert ist.

Erst wenn diese Beziehungsebene stimmt, entsteht Vertrauen – und damit der Raum für Veränderung und Entwicklung.

Yves lebte dieses Prinzip in jeder Situation: aufmerksam, zugewandt und mit echter Wertschätzung.

"Nobody cares how much you know, until they know how much you care."

 

Ein Coach mit Herz und Haltung

In den letzten zwei Jahren sind regelmässig viele Erinnerungen an die Camps mit Yves  in Italien, Lettland und Ungarn wieder hochgekommen. Und sie alle haben eines gemeinsam: Yves war stets präsent. Aufmerksam. Engagiert. Zielgerichtet. Und immer mit einem klaren Kompass.

Sein Antrieb, besser zu werden – und andere besser zu machen – war unerschütterlich.

Die drei oben genannten Punkte begleiten mich bis heute in meiner täglichen Arbeit als Coach. Sie sind einfach, jedoch wertvoll. 

Und sie stammen von jemandem, der über 30 Jahre lang auf höchstem Niveau gecoacht hat – und dabei nie den Menschen aus dem Blick verloren hat. Danke, Yves. 

 

Bild: Mit Yves auf einem Boot während eines Trainingscamps in Ventspils, Lettland im Jahr 2010. 

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