Ich bin Athlet und suche einen Sponsor
Viele Athleten kennen diesen Gedanken:
„Ich trainiere hart, ich habe Erfolg – wie bekomme ich nun Sponsoren?“
Auf den ersten Blick scheint es nur logisch: Wer auf hohem Niveau erfolgreich ist, sollte doch auch automatisch für Unternehmen interessant sein.
Doch so funktioniert Sponsoring nicht.
Dieser Artikel soll eine klare Richtung geben – für Athleten, die Sponsoren suchen und verstehen wollen, worum es dabei wirklich geht.
Sponsoring ist keine Wohltätigkeit.
Sponsoring ist eine Partnerschaft, die auf Gegenseitigkeit beruht.
Und der sportliche Erfolg spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Was Sponsoring ist – und was es nicht ist
Bevor wir tiefer einsteigen, ist es wichtig, ein Missverständnis aufzulösen.
Sponsoring ist kein Geschenk, keine Anerkennung und keine Belohnung für harte Arbeit.
Ein Sponsoring ist immer eine wirtschaftliche Partnerschaft.
Ein Unternehmen stellt einem Athleten Produkte, Dienstleistungen oder Geld zur Verfügung – und erwartet dafür im Gegenzug einen messbaren Mehrwert.
Man kann es wie ein Geschäftsdeal sehen:
Der Sponsor investiert. Der Athlet muss liefern.
Was Unternehmen von Sponsoring erwarten
Für ein Unternehmen ist Sponsoring in erster Linie Marketing.
Entsprechend stellt sich ein Sponsor immer die Frage: „Welchen Vorteil bringt uns dieser Athlet?“
Die wichtigsten Faktoren dabei sind:
Reichweite
Wie viele Menschen erreicht der Athlet – und noch wichtiger: Welche Menschen? Eine kleine, aber klar definierte Zielgruppe kann wertvoller sein als eine riesige, unklare.
Marken-Fit
Passt der Athlet wirklich zur Marke? Ein ultramoderner Tech-Konzern wird kaum einen Volksmusikstar sponsern, auch wenn der viele Fans hat. Umgekehrt kann ein regional verwurzeltes Unternehmen mit einem lokalen Sportler eine perfekte Verbindung eingehen.
Glaubwürdigkeit
Nutzt der Athlet das Produkt wirklich? Steht er authentisch dahinter? Sponsoring funktioniert nur, wenn die Botschaft glaubwürdig ist – sonst wirkt es aufgesetzt.
Storytelling & Inspiration
Athleten sind Projektionsflächen. Sie verkörpern Leistung, Disziplin, Leidenschaft. Ein Sponsor nutzt diese Geschichte, um sein Produkt in diesem Licht erscheinen zu lassen.
Warum sportlicher Erfolg nur zweitrangig ist
Hier liegt einer der größten Irrtümer vieler Athleten:
Sie glauben, dass Titel und Medaillen automatisch Sponsoren anziehen.
In Wahrheit ist sportlicher Erfolg oft nur das Fundament – entscheidend ist, ob man als Markenbotschafter Wert hat.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Ich kenne einen mehrfachen Weltmeister.
Er hat Werbung für eine Matratzenfirma gemacht – und als Gegenleistung nicht einen Cent erhalten, sondern nur eine Matratze.
Auf der anderen Seite Cristiano Ronaldo.
Er wurde noch nie Weltmeister und hat nicht einmal das Finale einer Weltmeisterschaft erreicht.
Trotzdem verdient er jedes Jahr hunderte Millionen Euro durch Sponsoring.
Warum? Weil er weltweit über 100 Millionen Menschen inspiriert, bewegt und erreicht. Die Reichweite und die emotionale Bindung, die er erzeugt, sind um ein Vielfaches wertvoller als ein Titel auf dem Papier.
Die Lektion daraus:
Erfolge im Sport sind kein Garant für Sponsoring.
Reichweite und Wirkung sind der Schlüssel.
Ein weiteres Beispiel dafür, dass Reichweite den Wert bestimmt, ist der Unterschied zwischen Männer- und Frauenfußball.
Oft wird diskutiert, warum männliche Fußballprofis bei einer Weltmeisterschaft so viel mehr verdienen als Frauen. Die einfache Antwort lautet:
Man wird nicht für Tore bezahlt, sondern für Augen.
Das Finale der Männer-WM 2022 in Katar verfolgten weltweit über eine Milliarde Menschen.
Das Finale der Frauen-WM 2023 in Australien sahen rund 75 Millionen.
Entsprechend die Prämien:
Männer: Siegerteam Argentinien erhielt 42 Mio. USD.
Frauen: Siegerteam Spanien erhielt 10,5 Mio. USD.
Mehr Augen bedeuten mehr Geld – und genau dieses Prinzip gilt für Sponsoring in allen Sportarten.
Formen von Sponsoring – und ihre Intentionen
Sponsoring ist nicht gleich Sponsoring.
Es gibt unterschiedliche Motive, die ein Unternehmen dazu bringen, Athleten oder Teams zu unterstützen:
Wirtschaftlich orientiertes Sponsoring
Hier steht die direkte Umsatzsteigerung im Vordergrund. Beispiele sind Adidas mit Lionel Messi oder Nike mit LeBron James. Jeder Euro, den diese Unternehmen ins Sponsoring investieren, soll ein Vielfaches an Umsatz zurückbringen.
Soziale Währung
In kleineren Städten oder auf lokaler Ebene sieht Sponsoring oft anders aus. Eine Metzgerei, die das Jugendfußballteam unterstützt, tut das nicht, weil dadurch mehr Wurst verkauft wird. Sondern weil es ein Beitrag zur Gemeinschaft ist – eine Art „soziale Währung“, die Sympathien schafft und zeigt: Wir sind Teil dieser Gemeinschaft.
Gleiches gilt für viele lokale Unternehmen die Sponsoren im Zweitliga-Fußball oder Handball sind: Hier geht es weniger um harte Verkaufszahlen, sondern um Anerkennung, Image und Verbundenheit.
Persönlicher Fit
Manchmal entsteht Sponsoring auch aus einer persönlichen Verbindung: Ein Unternehmer ist Fan eines Athleten, identifiziert sich mit seiner Story und möchte ihn unterstützen. Auch hier steht nicht Umsatz im Zentrum, sondern Authentizität und Sympathie.
Für Individualathleten ist allerdings fast ausschließlich das erste Modell relevant – denn sie bieten selten die Art von lokaler sozialen Währung, die ein Jugendverein in der Stadt hat.
Was Athleten konkret beachten sollten
Für jeden Athleten, der Sponsoring sucht, gilt: Stelle dir nicht zuerst die Frage „Was bekomme ich?“, sondern „Welchen Mehrwert bringe ich?“.
Konkret heißt das:
• Denk wie ein Unternehmen. Sponsoring ist Marketing. Kannst du nachweisen, dass du Menschen erreichst?
• Baue Reichweite auf. Das bedeutet: Social Media, Medienpräsenz, Vorträge, Workshops – alles, was dich sichtbar macht.
• Definiere deine Zielgruppe. Wen erreichst du? Junge Sportler? Fitnessinteressierte? Technikaffine? Unternehmen wollen genau das wissen.
• Sei authentisch. Suche Sponsoren, deren Produkte du wirklich nutzt und von denen du überzeugt bist. Nur so wird es glaubwürdig.
• Präsentiere dich professionell. Ein Sponsoring-Anfrage sollte wie ein Business-Pitch aussehen – nicht wie eine Bitte um Hilfe.
Eine einfache Faustregel: Sponsoren suchen keine Athleten, die Unterstützung brauchen. Sponsoren suchen Partner, die ihnen etwas bringen.
Wie Sponsoring bei YPSI funktioniert – ein Einblick
Wir im YPSI bekommen jeden Monat mehrere Sponsoring-Anfragen.
Die Realität: Wir lehnen fast alle ab.
Warum?
Weil Sponsoring für uns nur dann funktioniert, wenn wir einen extrem hohen Fit sehen. Wir haben immer wieder Athleten unterstützt, aber ausschließlich, wenn zwei Bedingungen erfüllt waren:
-
Der Athlet steht für das, wofür wir stehen.
-
Die Partnerschaft macht für beide Seiten Sinn.
Das bedeutet: Wir sponsern nicht aus Mitleid oder Anerkennung, sondern nur dann, wenn es eine klare, beidseitige Win-win-Situation gibt.
Sponsoring verstehen wie Business
Sponsoring ist kein Charity-Programm.
Sponsoring ist eine Partnerschaft.
Und wie jede Partnerschaft funktioniert sie nur, wenn beide Seiten davon profitieren.
Für Athleten heißt das:
• Der sportliche Erfolg ist nur die Basis.
• Reichweite, Storytelling, Marken-Fit und Authentizität sind die eigentlichen Schlüssel.
• Wer Sponsoring sucht, muss lernen, wie Unternehmen denken.
Oder anders gesagt:
Es geht nicht darum, wie erfolgreich du im Sport bist – es geht darum, wie wertvoll du als Markenbotschafter bist.