Studien sind gut. Du bist besser.

Studien sind gut. Du bist besser.

Wissenschaft ist ein mächtiges Werkzeug. 

Sie kann Theorien untermauern, Zusammenhänge aufzeigen, neue Richtungen anstoßen.

Doch in den Bereichen Training und Ernährung ist die Wissenschaft oft limitiert – viel limitierter als in anderen Feldern.

Warum?

Weil hier eine Vielzahl individueller Faktoren ins Spiel kommt, die sich in klassischen Studien nur selten adäquat abbilden lassen.

Und weil Wissenschaft in diesen Bereichen oft nicht mehr als ein erster Wegweiser ist – nicht jedoch das finale Navigationssystem.


Wissenschaft ist wichtig – aber nicht alles

Der Duden definiert Wissenschaft grundsätzlich als: 

„Ein begründetes, geordnetes, für gesichert erachtetes Wissen hervorbringende forschende Tätigkeit in einem bestimmten Bereich.“

Oder noch präziser:

Wissenschaft ist das Sammeln und die Analyse von Daten zur Bestimmung von Korrelation und Kausalität.

Genau hier liegt der Schlüssel:

Daten sammeln. 

Doch anstatt sich ausschließlich auf Studienergebnisse zu verlassen, sollte jeder Mensch in Bezug auf Training und Ernährung seine eigene Studie durchführen – Tag für Tag, Woche für Woche.

Denn was in der Theorie gut klingt, kann in der Praxis, vor allem im individuellen Fall,  schnell versagen.

Und umgekehrt.

 

Die Limitierungen der Ernährungswissenschaft

Viele Ernährungsempfehlungen basieren auf Studien, die auf Fragebögen beruhen.

Und genau hier beginnt das Problem. Fragebögen werden regelmäßig fehlerhaft oder lückenhaft ausgefüllt – ob aus Vergesslichkeit, Scham oder Missverständnis.

Was Menschen angeben, gegessen zu haben, stimmt häufig nicht mit dem überein, was tatsächlich konsumiert wurde.

Zudem: Brokkoli ist nicht gleich Brokkoli.

Herkunft, Zubereitung, individuelle Verträglichkeit – all das beeinflusst den tatsächlichen Effekt auf den Körper.

Gleiches gilt für Fleisch, Fisch, Öle, Supplements.

Auch individuelle Parameter – etwa Stoffwechseltyp, Verdauung, Neurotransmitterprofil, Hormonlage oder Stresslevel – fließen in der Regel nicht in Studien ein, obwohl sie maßgeblich über Wirkung und Verträglichkeit von Lebensmitteln entscheiden.

Weitere strukturelle Limitierungen der Ernährungswissenschaft:

  • Die meisten Studien sind beobachtend, zeigen also nur Korrelationen, aber keine Kausalität.

  • Viele Interventionen dauern nur wenige Wochen, obwohl Langzeiteffekte entscheidend wären.

  • Begriffe wie „Low Carb“ oder „Mediterrane Ernährung“ sind oft nicht einheitlich definiert.

  • Randomisierte kontrollierte Studien, der Goldstandard der Wissenschaft, sind in der Ernährung nur schwer umsetzbar – schon aus praktischen und ethischen Gründen.

 

Die Grenzen der Sportwissenschaft

Im Bereich Kraft- und Ausdauertraining ist das Bild nicht weniger eingeschränkt.

Zahlreiche entscheidende Variablen lassen sich kaum standardisieren:

  • Das Tempo einer Wiederholung
  • Die muskulären Dysbalancen eines Einzelnen
  • Die Bewegungsqualität
  • Die Regeneration nach Trainingseinheiten
  • Die Periodisierung über Monate und Jahre

Langfristige Trainingsstudien mit individualisierten Programmen über mehrere Jahre existieren de facto nicht.

Warum?

Weil sie in der Praxis kaum durchführbar sind.

Was bleibt, sind Kurzzeitstudien mit vereinheitlichten Protokollen und Teilnehmern auf meist niedrigem Leistungsniveau – deren Aussagekraft für die Praxis ambitionierter oder individualisierter Trainingsrealität stark begrenzt ist.

 

Der Weg zur persönlichen Wissenschaft

Was also tun?

Ganz einfach: Du wirst deine eigene Studie.

Die Kunst liegt darin, gezielt Daten zu erfassen – nicht möglichst viele, sondern die relevanten. Ein gutes Beispiel liefert das Vorgehen im YPSI:

Am Tag 1:

  • Hautfaltenmessung als objektiver Datensatz für Körperkomposition
  • Drei simple Ja/Nein-Fragen zum Thema Schlaf
  • Analyse der letzten Trainingsprogramme: Übungen, Gewichte, Wiederholungen
  • Erfassung der aktuellen Bewegungsqualität über Videoanalysen

Dazu kommen in späteren Schritten:

 

Ziel ist nicht Datensammelwut – sondern gezielte Optimierung

Es geht nicht darum, so viele Daten wie möglich zu erfassen.

Sondern nur so viele, wie verarbeitet und genutzt werden können.

Die Priorität von Training und Ernährung ist nicht immer gleich hoch – das ist die Realität.

Je höher sie ist, desto mehr Daten sind sinnvoll.

Ein Beispiel: Bei Ferrari analysieren während eines Formel-1-Rennens über 50 Ingenieure in Echtzeit hunderte Datenströme – weil jedes Detail zählt.

Doch auch bei niedrigerer individueller Priorität reicht oft ein kleiner Aufwand für großen Erkenntnisgewinn:

  • Hautfaltenmessung alle 3 bis 6 Monate
  • Neurotransmitter Test alle 3 bis 6 Monate
  • Jährliche Laborkontrollen

So entstehen Referenzwerte – primär unabhängig vom subjektiven Empfinden. 

Diese machen sichtbar, ob das, was du tust, wirklich zum gewünschten Erhalt oder Fortschritt führt.

 

Fazit: Sei deine eigene Studie

Wissenschaft ist ein Werkzeug.

Sie zeigt Richtungen auf – doch sie ersetzt niemals deine Eigenverantwortung.

Wer sich allein auf „die Studienlage“ verlässt, riskiert, individuelle Potenziale zu übersehen und Fortschritt zu verschenken.

Stattdessen:

Sei deine eigene Studie.

Erfasse relevante Daten.

Analysiere Veränderungen.

Und passe dein Vorgehen an.

So wird Wissenschaft nicht zur Ausrede – sondern zur echten Basis für persönlichen Erfolg in Training, Ernährung und Gesundheit.

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