Warum es nie um die „letzten paar Prozent“ geht!

Warum es nie um die „letzten paar Prozent“ geht!

Insbesondere im Bereich des Profisports hört man oft, dass Athleten auf höchstem Niveau bestimmte Dinge tun, um die letzten paar Prozent ihrer Leistung zu steigern.

Diese Annahme ist jedoch grundsätzlich falsch.

Denn es geht nie um die letzten paar Prozent.

Ich habe im Laufe der Jahre mit einem breiten Spektrum an Kunden gearbeitet – von Hausfrauen und Rentnern bis hin zu über hundert Athleten, die an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen teilgenommen haben.

Das Leistungsniveau innerhalb dieses Spektrums weicht natürlich stark ab, von Personen, die keinen einzigen Klimmzug schaffen oder die kaum eine Kniebeuge mit einer leeren Langhantel ausführen können, bis hin zu solchen, die bei einem Körpergewicht von 115 Kilogramm Klimmzüge mit einem Zusatzgewicht von 65 Kilogramm oder 260 Kilogramm Kniebeugen machen.

Dieses Leistungsniveau hängt in erster Linie mit den angewandten Methoden zusammen.

Selbst auf diesem hohen und höchsten Niveau geht es jedoch nie darum, die letzten paar Prozent herauszuholen.

Es geht stets darum, die effizientesten Optimierungen zu identifizieren, die es einer individuellen Person ermöglichen, in ihrem aktuellen Alltag Fortschritte zu erzielen.

Und das ist ein großer Unterschied zu den letzten paar Prozent, die voraussetzen, dass ein Potenzial bereits weitgehend ausgeschöpft ist.

Dies trifft selbst auf hohem Niveau nie zu.

Denn die individuellen Limitierungen durch den Alltag und das Training sind allgegenwärtig, egal ob es sich um ein Studium, einen Beruf, ein neugeborenes Kind oder ein unruhiges familiäres Umfeld handelt. Fragen finanzieller Möglichkeiten und Verpflichtungen spielen ebenfalls häufig eine Rolle.

Ich habe noch nie mit einem Athleten oder Kunden zusammengearbeitet, der nicht signifikante Herausforderungen im Alltag hatte, die grundsätzlich einen negativen Effekt auf die Idee der Ausschöpfung des individuellen Potenzials hatten, sodass es tatsächlich um diese letzten paar Prozent geht.

Nicht nur, dass diese Idee grundsätzlich eine Illusion ist, sie ist oft auch destruktiv.

Die Annahme, dass man sein Potenzial bereits fast vollständig ausgeschöpft hat, ist eine Limitierung an sich und grundsätzlich destruktiv, weil sie einem Grenzen auferlegt und gleichzeitig blind für weitere Optimierungsmöglichkeiten macht.

Es ist ähnlich wie die Aussage, dass man schon alles versucht hat.

Zum einen hat niemand alles innerhalb des möglichen Spektrums versucht, und zum anderen liegt die Mehrheit der Möglichkeiten grundsätzlich außerhalb des individuellen Spektrums.

Innovationen auf verschiedenen Ebenen haben dies immer wieder bewiesen.

Beispiele hierfür sind technologische Innovationen wie die kontinuierliche Glukosemessung, die zeigt, dass eine Person auf ein Lebensmittel, bei dem keine großen Blutzuckerschwankungen zu erwarten sind, mit großen Schwankungen reagieren kann.

Wie Tomaten oder Salatgurken.

Auf dem Papier bzw. basierend generalisierte Wissenschaft haben, die bei Beispiele ein geringer bis keinen Effekt auf den Blutzuckerspiegel. Durch den technologische Fortschritt der kontinuierliche Glukosemessung, können solche Anomalien nun jedoch entdeckt und wiederholt nachgewiesen werden. Was individueller Optimierungen noch effektiver macht. In diesem Fall wenn es im speziellen um die Optimierung des Blutzuckermanagements geht, dessen Fokus es ist Blutzuckerausschläge in beiden Richtungen zu vermeiden und einen möglichen konstanten, optimalen Blutzuckerspiegel aufrecht zu erhalten.

Oder wissenschaftliche Innovationen, wie die Erkenntnisse von Dr. Alessio Fasano über die Nicht-Zöliakie-Glutenunverträglichkeit und die Tatsache, dass grundsätzlich niemand glutentolerant ist.

Die Anwendung solcher Erkenntnisse habe ich in der Praxis oft mit beeindruckenden Beispielen beobachtet.

So hatte zum Beispiel ein Kunde von mir, der in einer Spezialeinheit tätig ist, trotz üblicher Schlafoptimierungen durch Supplements und Ernährungsanpassungen stets Probleme.

Erst nachdem wir alle seine Mahlzeiten umgestellt hatten und er sich komplett glutenfrei ernährte, verbesserte sich sein Schlaf deutlich.

Diese Veränderung konnte er selbst bestätigen, indem er gelegentlich Gluten konsumierte, was sofort wieder zu schlechtem Schlaf führte.

Etwas das er zuvor nie als Optimierung des Schlafs in Betracht gezogen hat, war nun sein zentraler Fokus, mit großem Erfolg.

Der Fokus liegt darauf, das bereits vorhandene Wissen und das, was wir noch erlernen können, direkt in die Praxis zu übertragen, um Fortschritte zu erzielen, sei es im Muskelaufbau, im Fettabbau, für mehr Leistungsfähigkeit im Sport oder einfach nur, um das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

Am Ende geht es nie darum, die letzten paar Prozent herauszuholen, sondern stets darum, herauszufinden, welche Optimierungen eine individuelle Person in ihrem aktuellen Alltag voranbringen.

 

Foto: UFC Light Heavyweight und Heavyweight Champion Jon Jones, ein Athlet der seinen Sport wie kein anderer dominiert, jedoch weit entfernt davon ist, sein Potential voll auszuschöpfen (Credit: Tim Leidecker)

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